Das «Stehaufmännchen» des internationalen Fußballs ist wieder da.
Ronaldo gibt nach einer dreimonatigen Verletzungspause sein
Champions-League-Comeback - mit neuer Löckchen-Friseur, aber mit altem Biss.
«Ich habe eine wahnsinnige Spiellust und bin nicht mehr weit von meiner Top-Form
entfernt», beruhigte der Stürmerstar des AC Mailand seine besorgten Tifosi. Im
Spiel des Titelverteidigers bei Benfica Lissabon will sich der schon so oft von
schweren Verletzungen zurückgeworfene brasilianische Nationalstürmer mit einem
Tor zurückmelden, auch wenn Trainer Carlo Ancelotti ihn wohl zunächst als Joker
einplant.
Die Generalprobe für sein großes Comeback war «Il Fenomeno» jedenfalls gelungen.
Bei Milans 2:1-Ligasieg in Cagliari holte der 31-Jährige immerhin einen Elfmeter
heraus, scheiterte einmal knapp am Pfosten und schaffte viel Freiraum für seine
Teamkollegen. Aber das Beste war: Sein lädierter linker Oberschenkel hielt 90
Minuten durch. «Ronaldo kann wieder lachen», titelte die «La Gazzetta dello
Sport». Die Muskelverletzung von Ende Juli ist endlich ausgeheilt. «Diese
Verletzung hat mir große Probleme bereitet, vor allem mental», gab Ronaldo zu.
Jetzt aber ist er optimistisch: «Ich denke, jetzt habe ich es geschafft.»
Andere wären bei den immer wieder neuen Rückschlägen verzweifelt, Ronaldo haben
sie nur härter gemacht. Wie die Karrieren weniger andere, ist seine Laufbahn von
extremen Hochs und Tiefs geprägt. Nach seinem nie ganz aufgeklärten
epileptischen Anfall vor dem WM-Finale 1998 gegen Gastgeber Frankreich (0:3)
überstand er zwei schwere Knieoperationen. Nach der ersten 1999 riss er sich
gleich beim ersten Einsatz vier Monate später wieder die Bänder und musste 17
Monate für sein Comeback kämpfen. Dieses geriet zum Triumphzug, gekrönt vom
Weltmeister-Titel 2002. Seine beiden Tore im Finale gegen Deutschland sicherten
Brasilien das vierten Championat. Mit acht Treffern wurde er zudem
WM-Torschützenkönig in Japan und Südkorea. Mit bis heute insgesamt 15 WM-Toren
ist Ronaldo der erfolgreichste Torjäger der WM-Geschichte, noch vor dem
Deutschen Gerd Müller (14 Tore).
Bei der WM 2006 in folgte dann wieder der Absturz. Ronaldo wurde als «Pummelchen»
verspottet. Auch seine jüngste Club-Karriere verlief wie eine Achterbahnfahrt.
Bei Inter Mailand wurde er zwischen 1997 und 2002 nie wirklich glücklich, seinen
Abschied zu Real Madrid sahen die Inter-Fans als Verrat an, den sie ihm nie
verziehen. In Spanien wurde er in der vergangenen Saison ausgemustert.
Ausgerechnet beim Inter-Lokalrivalen Milan kam Ronaldo dann zur Ruhe. Zur Saison-
Halbzeit gekommen, schoss der Mann mit der Zahnlücke in 14 Spielen sieben Tore.
Und jetzt will er mit Milan auch in der Champions League endlich durchstarten.
Trainer Carlo Ancelotti traut es ihm zu: «Er ist stärker als vor einem Jahr»,
glaubt der Coach. |